YouTransfer e.V. ist ein Kunstverein, der zeitgenössische Kunstprojekte fördert und realisiert. Er bringt Künstler aus verschiedenen Disziplinen zusammen – darunter Bildende Kunst, Theater, Architektur, Medienkunst, Performance, Literatur und Musik. Ziel ist es, Kunst als lebendigen Teil der Gesellschaft erfahrbar zu machen und den Austausch zwischen künstlerischer Praxis und theoretischer Reflexion zu fördern.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum – sowohl in der physischen Stadt als auch im digitalen Raum. YouTransfer e.V. erforscht, wie sich digitale Technologien auf unsere Wahrnehmung und Nutzung des öffentlichen Raums auswirken. Der Verein setzt sich mit neuen digitalen Orten der Begegnung auseinander und hinterfragt kritisch, wie digitale Plattformen, soziale Medien und virtuelle Räume unser Zusammenleben prägen.
Dabei spielt auch Künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle. YouTransfer e.V. untersucht künstlerische und gesellschaftliche Fragestellungen im Kontext von KI – von algorithmischer Kunst bis hin zu automatisierter Entscheidungsfindung in digitalen öffentlichen Räumen.
Die Projekte und Veranstaltungen des Vereins sind offen für alle. Kunstvermittlung und kulturelle Teilhabe spielen dabei eine zentrale Rolle. YouTransfer e.V. entwickelt Formate, die den Zugang zu Kunst erleichtern – durch Diskussionen, Performances, Workshops, Filme, digitale Plattformen, Vortragsreihen, Ausstellungen und Wettbewerbe.
Der Kunstverein wurde im Rahmen des Programms KuLO – Kunst und Kultureinrichtungen als Lernende Organisation (Schwerpunkt Digitalität) im Kunstverein Wagenhalle gegründet. Sein Ziel ist es, das Thema „Kunst, Digitalität und öffentlicher Raum“ zu bündeln und in Baden-Württemberg als innovativen und kreativen Impulsgeber zu etablieren.
künstlerisches Leitungsteam

Clair
Bötschi
Kunst + Digitalität + Wirtschaft
Clair Bötschi arbeitet als freischaffender Künstler, Autor und Unternehmer an der Schnittstelle von Kunst und Wirtschaft. Mit seinen Werken bespielt er gleichermaßen den analogen, wie den digitalen öffentlichen Raum. Große Aufmerksamkeit hat er zuletzt mit dem Kunstprojekt “APS” erhalten, bei dem er ein kleines Kunstwerk an der Stoßstange, vor einem der Ultraschallsensoren der Einparkhilfe von parkenden Autos platziert hat. Beim Motorstart wurden die Fahrerin oder der Fahrer vom Bordcomputer über das Hindernis informiert und zwang sie, das Auto zu verlassen, um die Umgebung zu überprüfen. Sie fanden ein “Kunst-Hindernis” und konnten diesen vom Sensor abziehen und auf dessen Rückseite befand sich ein QR-Code für mehr Informationen, der in den digitalen Raum verwiesen hat, Statistiken gefüttert und Reaktionen und Kommentare erzeugt hat.

Simon
Pfeffel
Performance + Raum + Media
Simon Pfeffel eroberte 2022 mit seinem umfassenden Performance-Projekt “100 Days of Performances” den Stadtraum Hannovers, realisiert durch den Kunstpreis des Feinkunst e. V. – „Hannes Malte Mahler – it is art“. An 100 aufeinanderfolgenden Tagen entstanden jeweils zumeist erst kurzfristig angekündigte Performances, die mindestens eine Stunde lang andauerten. Die sog. sozialen Medien sowie eine eigens eingerichtete Projekt-Website spielten für dieses Projekt eine zentrale Rolle, waren sie doch die Vermittler der Dokumentationen, die den Stadtraum Hannovers um die digitale Ebene global erweiterte. Mit dieser digitalen Ebene veränderten sich reziprok die Performances selbst, indem Kommentare und Bewertungen in die Planungen zukünftiger Performances mit einflossen.

Marie
Lienhard
Kunst + VR + AR
Für Marie Lienhard dehnt sich der öffentliche Raum weit über das direkte Umfeld und den digitalen Raum hinaus bis in das Universum. Geschickt verknüpft sie dabei diese verschiedenen Ebenen. So ist z.B. bei dem Projekt SPACES der Startpunkt des Wetterballons, der hinaus ins Weltall fliegt, medienwirksam angekündigt, eine Kunstaktion im öffentlichen Raum.. Zuletzt entstehen Bilder aus dem Weltall, die zurück in die sozialen Medien, aber auch als immersive Erlebnisse im virtuellen Raum, im musealen Kontext ausgestellt werden und das gesamte Kunstwerk umfassen.

Daniel
Beerstecher
Kunst + KI + Zeit
Daniel Beerstecher kreierte den ersten Slow-Walk-Marathon der Geschichte. Auf einer Distanz von 42,195 km bewegte er sich so langsam vorwärts, dass er gerade einmal 120 Meter in der Stunde zurücklegte. Insgesamt 6 Stunden pro Tag, 10 Wochen lang, im meditativen Gehen entlang der Donau. Eine Body-Cam übertrug im Livestream die Perspektive des Künstlers beim Gehen und ein Tracker für Extremsportler den genauen Standort sowie den Verlauf des Slow-Walk Marathons. Weitere Daten wie Herzfrequenz, Hautwiderstand, Temperatur, Schrittzahl und Laufgeschwindigkeit wurde kontinuierlich gesammelt und ergeben nach einer Auswertung ein digitales Bild der Performance. Diese Performance wurde mit allen Daten in die sozialen Medien und Museen live übertragen, konnte aber auch vor Ort besucht werde.

KILIAN
KRETSCHMER
Virtualität + Video + Performance
Kilian Kretschmer erforscht mit seinen Performances und Videoinstallationen die Grenzen zwischen Virtualität und Realität. Ein zentrales Mittel ist dabei die Veränderung des Erlebten durch Reproduktion oder Duplizierung.
Häufig arbeitet er mit einer Mischung aus Live-Übertragungen und vorproduzierten Videos, wobei er die verwendete Technik offen zur Schau stellt. Der resultierende Blick hinter die Kulissen führt jedoch nicht, wie bei einem Zaubertrick, zur Ernüchterung, sondern entfaltet das Gesamtkonzept. Dieses setzt vor allem die persönliche Wahrnehmung von Zeit in Relation zu einem räumlichen Erlebnis.
Die Überlagerung verschiedener Zeit- und Raumebenen wird besonders in seiner Arbeit SUPERPOSITION deutlich: Hier baut er zwischen sich und dem Publikum eine Mauer auf, die gleichzeitig als Projektionsfläche für ein Live-Video dient. Am Ende zeigt es den Künstler von hinten vor dem Publikum stehend, während er dieses fotografiert.
Seine spielerische Auseinandersetzung mit Aufnahme- und Übertragungsmedien hinterfragt vermeintliche Wahrheiten und schafft Reflexionsflächen, die die Menschlichkeit im Zeitalter hochtechnologisierter Gesellschaften sichtbar machen.
Netzwerke, Kooperationen und Unterstützung
Die Arbeit von YouTransfer e.V. wäre ohne ein starkes Netzwerk aus Förderern, Partnern und Sponsoren nicht möglich. In den vergangenen Jahren konnten zahlreiche Kooperationen aufgebaut werden, die unseren interdisziplinären Ansatz nachhaltig stärken.
Gefördert wird YouTransfer e.V. u.a. durch die Stadt Stuttgart, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK BW), die LBBW Stiftung, die Mahle Stiftung, die Kunststiftung Baden-Württemberg und die Kulturpolitische Gesellschaft Baden-Württemberg. Zusätzlich begleiten uns Institutionen wie das Schweizerische Generalkonsulat Stuttgart und der Kunstverein Wagenhalle mit inhaltlicher Zusammenarbeit, Raumangeboten und finanzieller Unterstützung.
Renommierte Partnerschaften – etwa mit dem Festival CURRENT – Kunst und urbaner Raum, der Kunststiftung Baden-Württemberg, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, dem Künstlerhaus Stuttgart und dem Kunstverein Wagenhalle – ermöglichen es, interdisziplinäre Debatten über Kunst im digitalen öffentlichen Raum anzustoßen und neue Formate zu entwickeln.
Auch Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie Ritter Sport, Vaude, L-EDV GmbH, Ringo-Plast und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) unterstützen die Arbeit von YouTransfer e.V. und zeigen, dass die digitale Transformation von Stadt und Gesellschaft weit über den Kunstkontext hinaus Relevanz gewinnt.