Technologisch erweiterte Realitäten im Kontext urbaner Räume

Am 19. Oktober 2024 fand im Künstlerhaus Stuttgart die Diskursveranstaltung „Technologisch erweiterte Realitäten im Kontext urbaner Räume“ statt. Organisiert von YouTransfer e.V. im Rahmen der Reihe „Kunst im öffentlichen digitalen Raum Stuttgart“, widmete sich die Veranstaltung den Auswirkungen digitaler Technologien auf unser Stadtbild, unsere Wahrnehmung und die Rolle künstlerischer Projekte in diesem Transformationsprozess.

Digitale Schichten in der Stadt – eine neue Realität?
Mit den Gästen Prof. Dr. phil. Lars C. Grabbe, Dr. des. Jens Fehrenbacher und Markus Passecker wurden die Herausforderungen und Potenziale von Augmented Reality (AR) und anderen digitalen Erweiterungen urbaner Räume beleuchtet.

Prof. Dr. Lars C. Grabbe legte den theoretischen Grundstein für die Diskussion, indem er auf die Wahrnehmungsverschiebungen einging, die durch digitale Überlagerungen im Stadtraum entstehen. Seine Analyse zeigte, dass sich unsere Beziehung zur Stadt durch Technologien wie AR grundlegend verändert – sowohl im Hinblick auf unsere physische Orientierung als auch auf soziale und ästhetische Erfahrungen.

Dr. des. Jens Fehrenbacher brachte eine forschungsbasierte Perspektive ein und erläuterte, wie virtuelle Umgebungen nicht nur als künstlerisches Experimentierfeld dienen, sondern auch als wissenschaftliche Untersuchungsräume für Wahrnehmung und Verhalten genutzt werden können. Sein Beitrag verdeutlichte, dass AR und VR nicht nur künstlerische Werkzeuge, sondern auch interaktive Plattformen sind, die urbane Räume transformieren können.

Markus Passecker, Künstler und Entwickler von VDONAU KANAL, präsentierte sein eigenes künstlerisches Schaffen an der Schnittstelle von realer und digitaler Stadtwahrnehmung. Seine Arbeiten verdeutlichen, dass künstlerische Interventionen mit digitalen Technologien neue Narrative für urbane Räume erzeugen können, indem sie bestehende Strukturen erweitern, hinterfragen oder verzerren.

Diskussion: Kunst als Vermittlerin zwischen analogem und digitalem Raum
Die anschließende Diskussion mit dem Publikum drehte sich um Fragen nach den Chancen und Risiken dieser technologischen Entwicklungen:

• Welche Rolle spielen künstlerische Projekte dabei, den digitalen Raum für ein breites Publikum zugänglich und erfahrbar zu machen?

• Wie können digitale Technologien genutzt werden, ohne den physischen Raum zu überlagern oder zu verdrängen?

• Welche Verantwortung haben Künstlerinnen und Entwicklerinnen bei der Gestaltung technologisch erweiterter Städte?

Besonders lebhaft wurde die Debatte über die Demokratisierung von Augmented Reality und die Frage, wer eigentlich bestimmt, welche digitalen Inhalte sich in den Stadtraum einschreiben. Während einige betonten, dass digitale Technologien eine größere Teilhabe ermöglichen, wurde auch auf die Gefahr hingewiesen, dass AR primär durch kommerzielle oder institutionelle Akteure geprägt wird.

Fazit: Navigieren in einer hybriden Welt
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die zunehmende Vermischung von analogen und digitalen Inhalten nicht nur eine ästhetische Frage ist, sondern auch grundlegende gesellschaftliche und politische Implikationen mit sich bringt. AR und digitale Technologien verändern nicht nur unser Erleben von Stadt, sondern auch die Strukturen, nach denen sich unser urbaner Raum formt.

Mit „Technologisch erweiterte Realitäten im Kontext urbaner Räume“ setzte YouTransfer e.V. einen wichtigen Impuls für den kritischen Diskurs über digitale Transformationen in der Kunst im öffentlichen Raum. Die Veranstaltungsreihe „Kunst im öffentlichen digitalen Raum Stuttgart“ wird diesen Dialog weiterführen und künstlerische wie theoretische Perspektiven miteinander verknüpfen.

Wir danken allen Gästen und Teilnehmenden für die engagierte Diskussion und freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen!

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